Dienstag, 18. September 2012

Der Kanton Zug in den Krisenzeiten (zu einem Band von Joe Lang)


Die kleine Aufsatz-Sammlung "Sakrales und Profanes aus dem Zugerland" verdient es in der "Willensnation" rezensiert zu werden, weil sie anhand des Kantons Zug einen klaren Einblick in das Bundesdenkens aus katholischer Perspektive gibt. Die vier Aufsätze sind populäre Gelegenheits- und Gebrauchsarbeiten und darum im hohen Masse anschaulich, konzise und lesbar. Sie hat mit dem ehemaligen Zuger Sicherheitsdirektor Hans-Peter Uster, auch einen bedeutenden Vorwort-Schreiber gefunden.

1. Die Zuger WallfahrtenWallfahrt nach Einsiedeln: Spiegel der religiösen Entwicklung. Hier wird das Rückgrat der sakralen Tradition: die zur Madonna von Einsiedeln, als erster "Erinnerungsort" der Eidgenossenschaft durch die Jahrhunderte verfolgt.

2. Konfessionelle Konflikte im Kanton Zug: Von der Schlacht am Gubel bis zu "Ex Voto". In diesem Aufsatz werden die "religiösen Konflikte" in der Eidgenossenschaft aufgearbeitet. Die blutigen Schlachten die sich hinter dem glücklichen Historiographem von Bullingers "Kappeler Milchsuppe" verbergen. Die Schlacht am Gubel als himmlischer Fingerzeig der Muttergottes für richtige Sache des Katholizismus. In der Folge wird die Gubelfeier als "Erinnerungsort" des katholischen Standes Zugs durch die Jahrhunderte verfolgt. Sehr interessant ist der kurze Anhang über die Bedeutung der Protestanten für die Geschichte der Industrie und des Sozialismus im Land Zug.

3. Bundesprohphet im eigenen Zugerland: Georg Josef Sidler (1782 - 1861)
Hier wird das politisch Leben und Wirken des begnadeten Politikers und Redners aufgezeigt, der sich für einen modernen Bundesstaat auf Bundesebene einsetzte und seine Position im Kanton Zug durch reaktionären Populismus absicherte, was ihn auf eine eigentümlich janusköpfige Art an beiden Orten sehr beliebt machte.

4. Der eine auf dem Sockel, der andere im Keller: Philipp Etter und Georg Josef Sidler
Im letzten Aufsatz wird der grosse liberale Politiker und "Prophet" der Regenerationszeit, ja der ganzen zweiten Hälfte der Sattelzeit (1798 - 1848) dem Konservativen "ewigen Bundesrat", Philipp Etter, aus dem Zugerland gegenübergestellt, der massgeblich an der "geistigen Landesverteidigung" mitwirkte und 1933 bei der Überwindung des Liberalismus gar auf "Hilfe von Aussen" hoffte. Josef Lang plädiert dafür die Etter-Büste aus dem Ratshaussaal zu entfernen und durch die in den Keller verbannten Sidler-Büste zu ersetzen.

5. Zwischen altem und einem "neuen Klerus": Von den Folgen des Zuger Wirtschaftwunders
In diesem NZZ-Artikel (Nr. 189/2002, 17./.18. August) beleuchtet Josef Lang den gesellschaftlichen Wandel im Zugerland. Der "neue Klerus" sind die Wirtschaftsanwälte, die im Kanton das Sagen übernommen haben. Josef Lang schliesst: "Vor 155 Jahren liess sich das Zugerland vom alten Klerus ins Abseits des Sonderbundes führen. Heute läuft es Gefahr, vom "neuen Klerus" ins steuerpolitische Abseits geführt zu werden. Wer aber gegen aussen unsolidarisch handelt, untergräbt auch die Solidarität im Innern."

 Obwohl die "Willensnation" das Heu mit dem Zuger katholischen Utopisten und Sozialisten nicht auf der gleichen Bühne hat (man beachte unseren ersten Post), kann es das Bändchen jedem Geschichtsfreund und Schweiz-Liebhaber nur wärmstens empfehlen, da es auf gedrängtem Raum konzise und informativ dem Leser dient und in keiner wohlgeordneten Bibliothek zur Schweiz fehlen darf.

Lang, Josef. Sakrales und Profanes aus dem Zugerland: Beiträge zur Religions- und Kulturgeschichte. Bann-Verlag Zug. Zug, 2007. ISBN 978-3-9522657-3-4

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